Digitaler Stress: Wichtiges Thema für Ärzte
Digitale Technologien sind aus dem ärztlichen Alltag nicht mehr wegzudenken. Jedoch hat die Nutzung dieser Technologien nicht nur positive Effekte, sondern auch eine Nebenwirkung in Form von digitalem Stress. Dies kann dazu führen, dass die Produktivität, die Konzentration und das Wohlbefinden der Ärzte abnimmt und es somit auch zu negativen Konsequenzen für Patienten kommt.
Digitaler Stress ist eine Stressform, die durch die Nutzung und Allgegenwärtigkeit von digitalen Technologien verursacht wird. Professor Dr. René Riedl, österreichischer Hochschulprofessor an der FH Oberösterreich und der Johannes Kepler Universität Linz, hat dazu im Linde Verlag kürzlich das folgende Buch veröffentlicht:
Digitaler Stress: Wie er uns kaputt macht und was wir dagegen tun können, Linde International, ISBN: 9783709306666
Aus Ärztesicht ist dieses Buch in mehrerlei Hinsicht interessant.
Erstens werden im Buch auf der Basis einer Vielzahl empirischer Befunde ungünstige Effekte der Verwendung digitaler Technologien auf das physiologische Stresssystem beschrieben; unter anderem wird über Anstiege der Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol berichtet und es wird auch über Folgen für das kardiovaskuläre berichtet (z. B. Blutdruckanstieg und reduzierte Herzratenvariabilität).
Zweitens wird im Buch auch über Studien berichtet, die das Phänomen des digitalen Stresses in der Ärzteschaft untersucht haben. Beispielsweise wird auf der Basis von Befragungsdaten aus den USA angegeben, dass die zunehmende Einführung und Nutzung von digitalen Technologien im Medizinbereich auch bei vielen Ärzten Stress hervorruft und in weiterer Konsequenz mit Burnout einhergehen kann. Konkret wurden 26 % der an der Befragung teilnehmenden Ärzte mit Burnout klassifiziert und 91 % der Befragten nutzten im Rahmen der Ausübung ihrer klinischen Tätigkeit digitale Technologien, von denen wiederum 70 % über digitalen Stress klagten. Eine weitere Befragungsstudie mit finnischen Ärzten bestätigt den digitalen Stress in der Ärzteschaft. Konkret wird festgestellt, dass der digitale Stress mit der Anzahl verwendeter Programme und technischen Problemen zusammenhängt. An den beiden Studien in den USA und Finnland nahmen in Summe fast 6.000 Ärzte teil.
Drittens werden im Buch unterschiedlichste Bewältigungsstrategien vorgestellt, deren Wirksamkeit in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen wurde. Hierbei wird beispielsweise auf das stressreduzierende Potenzial unterschiedlicher E-Mail-Bearbeitungsstrategien eingegangen, aber auch auf den Umgang mit dem eigenen Smartphone. Weiter wird auch darauf eingegangen, das z. B. die Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (Mindfulness-Based Stress Reduction, MBSR) sowie das Hören bestimmter Musikstücke wirksame Mittel gegen digitalen Stress sein können.
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